BSV Ticketshop

 

Aus ihren Ambitionen beim BSV Sachsen Zwickau hat Rita Lakatos von Anfang an kein Geheimnis gemacht. Vom Trainerteam gibt es ungewohnt klare Worte zu ihrer Leistung.

Zwickau. Den Gästen bei der Saisoneröffnung Anfang August stellte Norman Rentsch Rückraumspielerin Rita Lakatos mit einfachen Worten vor: "Rita will der Boss auf dem Feld sein", sagte der Trainer der Zwickauer Bundesliga-Handballerinnen damals. Ein Anspruch, der ihn selbst zunächst auch ein wenig überraschte. "Als ich Rita im Sommer vom Flughafen in Berlin abgeholt habe, hatten wir im Auto viel Zeit zum Reden. Sie spricht zwar eher leise, aber genau das hat sie zu mir gesagt. Und da habe ich schon nicht schlecht gehört", erzählte Rentsch am Montagvormittag bei der Pressekonferenz des Vereins im Autohaus Lueg.

Co-Trainer lässt mit viel Lob aufhorchen

Während der Coach dabei gleich das Angenehme mit dem Nützlichen verband und beim langjährigen Sponsor seine Reifen wechseln ließ, ließen vor allem die Aussagen von Co-Trainer Dietmar Schmidt aufhorchen. "Rita ist für mich die stärkste Rückraumspielerin, die ich in den letzten Jahren hier in Zwickau kennengelernt habe. Wie sie den Angriff führt, wie sie Angriffe vorbereitet, das ist beeindruckend. Welch begnadete Handballerin sie ist, macht sich insbesondere im Training noch deutlicher bemerkbar. Wenn sie vorneweg geht, ziehen alle nach", betonte Schmidt. Erst ihre Fähigkeit, im Angriff mit eigenen Aktionen gleich zwei Gegenspielerinnen zu binden, gebe Mitspielerinnen wie Ema Hrvatin und Diana Dögg Magnusdottir die Chance, erfolgreich abzuschließen.

Umso erleichterter ist das Zwickauer Trainerduo, dass die Ungarin nach ihrem krankheitsbedingten Ausfall in der Vorwoche gegen Bietigheim am Mittwochabend wieder im Kader steht. Dann trifft der BSV Sachsen im letzten Spiel vor der WM-Pause ab 19 Uhr auf Bensheim/Auerbach. "Mit Ritas Führung haben wir die große Chance, ihnen ein Bein zu stellen", ist sich Norman Rentsch sicher. Gegen das aus seiner Sicht Überraschungsteam der Liga - mit 11:3 Punkten sind die Gäste Tabellenzweiter und kamen gegen Bietigheim immerhin zu einem Unentschieden - sei es vor allem wichtig, im eigenen Angriff wieder sehr bewusst zu agieren. Mit der nötigen Ruhe müssten die Situationen im besten Fall erfolgreich ausgespielt werden, um so die Gäste nicht ins Tempospiel kommen zu lassen. "Im Gegensatz zu Bietigheim hat Bensheim nicht diese ganz so exzellente Bank. Wenn wir ihre erste Reihe lange unter Druck setzen und in den Positionsangriff zwingen, dann machen sie auch Fehler. Wir müssen sie müde spielen und dafür sorgen, dass sie die Geduld verlieren. Dazu gehört extreme Disziplin von uns, der Matchplan muss genau umgesetzt werden", betonte Dietmar Schmidt.

Ungarin fühlt sich schnell wohl in Zwickau

Ähnlich sieht es auch Rita Lakatos, die sich sehr freut, nach ihrem Ausfall am Mittwoch wieder auf der Platte zu stehen. "Wir gehen jedes Spiel mit dem Siegeswillen an, egal wie der Gegner heißt. Wir haben nach dem eher schlechten Saisonstart schon gezeigt, was wir können und haben noch viel mehr in uns", sagte die Ungarin bei der Pressekonferenz - auf Deutsch, was Trainer Norman Rentsch durchaus stolz machte. Auf die Bereitschaft, die Sprache zu lernen, legt der BSV-Coach großen Wert. Nach nur vier Monaten in Zwickau versteht die 24-Jährige schon viel. Die Eingewöhnung in Westsachsen fiel der 1,77 Meter großen Handballerin leicht. "Ich habe mich schnell zu Hause gefühlt in Zwickau. Ich kam nach einer schwierigen Zeit, in der ich mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, hier her. Aber jeder hat von Anfang an an mich geglaubt. Die Zusammenarbeit mit Norman und Dietmar ist sehr gut, weil die beiden immer ehrlich und direkt sind - egal ob es um positive oder negative Aspekte geht", sagt Lakatos, die aus dem Norden Ungarns stammt und beim Spitzenklub Györ ausgebildet wurde.

Dass sie sich in Zwickau so schnell eingelebt hat, liegt auch an der guten Stimmung innerhalb der Mannschaft. Unter anderem ihre beiden Landsfrauen Laura Szabo und Laura Nagy seien da für sie wichtig. "Natürlich vermisse ich mein Zuhause, aber ich habe kein Heimweh. Mit den beiden kann ich ja ungarisch sprechen oder wir kochen zusammen was aus der Heimat", erzählte Rita Lakatos, die nach dem Wechsel nach Zwickau vor allem eine Hürde zu meistern hatte: die deutsche Bürokratie. "Das war wirklich alles ein bisschen herausfordernd, weil so viel auszufüllen war. Und alles auf Papier."

Erschienen am 13.11.2023 von Anika Zimny (www.freiepresse.de)