Freie Presse am 02.06.2022 von Monty Gräßler
Der BSV Sachsen Zwickau hält nach dem 25:21-Sieg im Relegationshinspiel der Frauen-Bundesliga die Konzentration hoch. Das ist nach der durchwachsenen ersten Halbzeit am Mittwochabend auch gut so. Was gegen Göppingen auffiel und was man zum Rückspiel wissen muss.
Rappelvolle Halle, Mega- Stimmung und ein Zwickauer Sieg an der Anzeigetafel: Pia Adams war von Euphorie trotzdem weit entfernt. "Im Sport ist alles möglich. Jeder weiß, vier Tore sind im Handball fast nichts", sagte die 26-Jährige, die zuvor beim 25:21 (13:14)-Erfolg des BSV Sachsen im Relegationshinspiel gegen Frisch Auf Göppingen achtmal getroffen hatte. Sie rechnet trotz der guten Ausgangsposition am Samstag beim Rückspiel (Anwurf: 18 Uhr) mit einer engen Geschichte: "Uns erwarten dort - was ich gehört habe - 2000 bis 3000 Zuschauer. Die sind heiß zu Hause. Da müssen wir sowas von fighten. Das wird richtig, richtig hart dort. Deswegen müssen wir sehen, dass wir besser ins Spiel starten."
Im Heimspiel am Mittwoch tat sich der Vorletzte der Bundesliga gegen den Zweiten der 2. Liga in der Tat zunächst schwer. Göppingen lag nach sieben Minuten 4:2 vorn und profitierte immer wieder von Fehlabspielen des BSV. "Wir sind durch zehn technische Fehler bis zur Pause einfach nicht richtig in den Flow gekommen", sagte später der Zwickauer Trainer Norman Rentsch. Auf der anderen Seite bewies der Gegner aus Göppingen, dass er in der Zweitliga-Saison nicht umsonst auswärts alle seine Spiele gewonnen hatte und im Schnitt auf 32 erzielte Tore kam.
Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit brachten die Wende im Spiel. Zwickau kam hochkonzentriert aus der Kabine und machte aus einem 13:14-Rückstand eine 18:15-Führung. Als Jenny Choinowski sechs Minuten vor Schluss beim 25:19 sogar für eine Sechs-Tore-Führung sorgte, erreichte der Lärmpegel in der Sporthalle Neuplanitz seinen Höhepunkt. Die Rekordkulisse von 914 Zuschauern tobte.
Dass der BSV letztlich "nur" mit vier Toren Vorsprung gewann, hat für Jenny Choinowski zwei Seiten. "Es hätte sogar noch besser laufen können, wenn wir vorn weniger technische Fehler und mehr einfache Tore gemacht hätten. Aber bei einem größeren Vorsprung wäre vielleicht auch die Gefahr größer gewesen, dass man denkt, da kann nichts mehr passieren. So weiß bei vier Toren jeder: Wir müssen an die zweite Halbzeit oder am besten an die Leistung vom Oldenburg-Spiel (29:22 für Zwickau/d. R.) anknüpfen, dann könnte es in Göppingen gut werden", sagte die 33-Jährige.
Für Jenny Choinowski wäre der Klassenerhalt mit dem BSV der krönende Abschluss ihrer 15-jährigen Laufbahn in Zwickau. Es war ohnehin auffällig, dass am Mittwochabend 20 der 25 BSV-Tore aufs Konto von Spielerinnen gingen, die nächste Saison nicht mehr das Zwickauer Trikot tragen. Trainer Norman Rentsch hatte schon vor der Relegation den Charakter und die Mentalität der Mannschaft gelobt. So steckte sein Team am Mittwoch auch den kurzfristigen Ausfall von Rückraumspielerin Ema Hrvatin weg, die in den fünf Ligaspielen zuvor immerhin 18 Tore erzielt hatte. Und so fand das Team nach der Pause auch in die Erfolgsspur. "Nur sieben Gegentore in einer Halbzeit sind genau das, was wir brauchen", sagte der Trainer. Neben Torhüterin Nele Kurzke (14 Paraden) überzeugte bei Zwickau in Sachen Abwehrarbeit insbesondere der Mittelblock.
Der Göppinger Trainer Nico Kiener sieht den BSV fürs Rückspiel im Vorteil. "Für uns war aber wichtig, dass es am Ende ein Ergebnis wurde, das noch aufzuholen ist", erklärte er. In der Liga hatte sein Team daheim 4 von 15 Spielen verloren. Für Zwickau drückt derweil auch Sara Odden die Daumen. Die zuletzt zwei Jahre in Island spielende Schwedin soll in den nächsten Tagen als Neuzugang Nummer 7 für die nächste Saison offiziell vermeldet werden. Sie ist im Rückraum eingeplant.
Statistik BSV: Kurzke, Zenner, Szott; Wick (4), Hausherr (2), Rösike, Magnusdottir (2), Adams (8/4), Fege, Nagy (4), Stojkovska, Choinowski (2), Pester (2), Frankova (1), Ertl.
Siebenmeter: Zwickau 5/5, Göppingen 1/1. Strafen: Zwickau keine, Göppingen 2 x 2 min.
Zuschauer: 914.