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Erschienen am 29.04.2022 in der Freien Presse – Monty Gräßler

Dietmar Schmidt hat als Aktiver WM-Medaillen und den Europapokal gewonnen. Aktuell kämpft er als Co-Trainer mit den Frauen des BSV Sachsen um den Verbleib in der Bundesliga. Zum runden Geburtstag erzählt er, was ihn bis heute antreibt.

Die Sporthalle ist nach wie vor sein zweites Zuhause. Da Dietmar Schmidt beim BSV Sachsen Zwickau nicht nur Co-Trainer der Bundesliga-Frauen ist, sondern sich auch im Nachwuchs engagiert, kommen unter der Woche regelmäßig acht, neun Trainingseinheiten zusammen.

Auch an diesem Freitag, wenn für den Olympiasieger von 1980 der 70. Geburtstag ansteht, wird er nach Lage der Dinge zweimal zum Training in der Neuplanitzer Halle sein. Gefeiert wird erstmal nur im kleinen Rahmen im Kreis der Familie. "Wir haben am Samstag ein wichtiges Spiel. Da müssen alle fit sein", sagt der frühere Kreisläufer, der in 242 Länderspielen für die DDR 350 Tore warf.

Dass der Zwickauer im großen Handballgeschehen bis heute mittendrin statt nur dabei ist, empfindet er als Geschenk. "Handball ist mein Leben. Es macht mir Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten und ihnen dabei zu helfen, im Sport voranzukommen. Solange man merkt, dass es für alle okay ist, wenn man das auch in meinem Alter noch macht, denke ich auch nicht ans Aufhören", sagt Dietmar Schmidt. Dass er den Spielerinnen nicht allein mit Erfahrungen aus seiner aktiven Zeit kommen kann, ist ihm ohnehin klar. "Der Handball ist heute viel schneller und viel athletischer als damals. Aber vor allem ist die Herangehensweise als Trainer eine ganz andere, was Pädagogik, Psychologie oder auch die Führung der Mannschaft betrifft. Da ist man stets neu gefordert. Und das ist auch etwas, dass ich an der Aufgabe nicht missen möchte", sagt er.

Daher ist es mit Training allein für ihn auch längst nicht getan. Daheim zeichnet er sich Top-Spiele wie das jüngste Final-Four-Turnier der Männer vom vergangenen Wochenende oder die Länderspiele der deutschen Frauen auf. "Ich versuche, Trends zu erkennen, die auch für unsere Mannschaft interessant sind und tausche mich dann darüber mit Norman aus", sagt er. Damit ist BSV-Cheftrainer Norman Rentsch (42) gemeint, der sich 2020 Dietmar Schmidt an die Seite geholt hatte. Als die Zwickauer Frauen ein Jahr später den Aufstieg in die 1. Bundesliga feierten, wurde die Personalie an der Seitenlinie als wichtiger Mosaikstein des Erfolges gewertet. Rentsch und Schmidt scheinen sich sowohl sportlich, als auch von ihrer Art her, prima zu ergänzen. "Das passt", sagt Dietmar Schmidt, der optimistisch ist, die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen. "Wir haben bewiesen, dass wir daheim für Überraschungen sorgen und auch auswärts gewinnen können."

Mit der Rückkehr nach Zwickau schloss sich vor knapp zwei Jahren der Kreis. Über die Zwischenstation Aue hatte der Weg den zunächst bei Aktivist Karl Marx Zwickau Handball spielenden Dietmar Schmidt 1973 zum ASK Vorwärts Frankfurt/ Oder geführt. In den folgenden Jahren gewann er mit dem Klub ebenso wie mit der Nationalmannschaft so ziemlich alles, was es zu gewinnen gibt. "Der Olympiasieg 1980 in Moskau ragt natürlich bis heute heraus, auch wegen der Dramatik mit der Verlängerung im Endspiel", erzählt Dietmar Schmidt. Doch auch den Europapokalsieg 1975 mit Frankfurt stuft er ganz weit oben ein. Vor 4000 Zuschauern gewann der DDR-Meister damals in der Westfalenhalle Dortmund 19:17 gegen das jugoslawische Spitzenteam von RK Banja Luka. "Nach heutigen Maßstäben waren wir damit Champions-League-Sieger", so Dietmar Schmidt.

Auch wenn daneben unter anderem zwei WM-Medaillen (1974 Silber und 1978 Bronze) zu seiner Erfolgsbilanz gehörten, blieben auch Enttäuschungen nicht aus. So verpasste die DDR im März 1976 durch einen verworfenen Siebenmeter in letzter Sekunde gegen die BRD die Olympiaqualifikation. Ebenso fiel der Olympiaboykott 1984 in die aktive Zeit von Dietmar Schmidt.

Doch auch in seiner späteren Trainerlaufbahn überwogen die positiven Erlebnisse. Der Diplomsportlehrer führte zu DDR-Zeiten die Frankfurter Frauen zu drei Meistertiteln und die Männer des ASK Vorwärts 1989 sogar ins Finale des IHF-Cups. Nach der Wende trainierte er unter anderem die Männer des ZHC Grubenlampe, des EHV Aue, des HC Einheit Plauen und des HSV Glauchau, bevor ihn ein zweites Mal der Ruf aus Frankfurt ereilte. Die Bundesliga-Frauen des Frankfurter HC schafften es unter seiner Leitung sogar ins internationale Geschäft. Zuletzt trainierte Dietmar Schmidt das Team in der 3. Liga.

Wie andere ihn sehen:

Rüdiger Jurke, Manager des Männer-Zweitligisten EHV Aue: "Da Dietmar in meiner Jugend gerade in Aue und wie ich am Kreis gespielt hat, war er mein erstes Vorbild. Ich habe die Zeitungsartikel über ihn gesammelt. Insofern war es 1999 ein besonderer Moment, ihn als Trainer nach Aue zu holen und 2002 ganz bitter, als wir uns vorzeitig getrennt haben. Umso schöner ist es, dass wir heute echte Freunde sind. Ich habe ihn erst als Spieler geschätzt, dann als Trainer, und als Mensch erst recht."

Isa-Sophia Rösike, Kapitänin des BSV Sachsen Zwickau: "Dietmar strahlt für uns einerseits Ruhe aus, kann aber, wenn es darauf ankommt, auch laut werden. Mit seinem enormen Erfahrungsschatz bringt er uns individuell und mannschaftlich weiter. Besonders wichtig finde ich, dass das nicht nur die sportliche, sondern auch die persönliche Komponente betrifft."

Jens Rülke, langjähriger Vorsitzender des HSV Glauchau: "Einen Olympiasieger als Co-Trainer zu holen, war für uns natürlich 2004 etwas Besonderes, zumal er das nie raushängen ließ. Ich habe Jörg Grüner, der damals als Cheftrainer fungierte, und Dietmar als absolut handballverrückte Typen kennengelernt. Es war mit die schönste Zeit. Wir haben in der 3. Liga gespielt und sind zwar mit sehr viel Pech abgestiegen. Hängen geblieben ist aber auch, dass die langen Busfahrten mit beiden sehr unterhaltsam waren. Wir sind bis heute in Kontakt."

Norman Rentsch, Trainer des BSV Sachsen Zwickau: "Der Austausch mit Schmidti ist mir sehr wichtig. Ich wollte 2020, dass ein Trainerkollege nach Zwickau kommt, der die Mannschaft und auch mich weiterbringt. Ich denke, dass wir beide voneinander profitieren, weil jeder seine Sicht und seine Ansätze einbringt und wir das konstruktiv diskutieren können."