Freie Presse am 07.12.2021 von Monty Gräßler
Sportklassen gibt es am Zwickauer Käthe-Kollwitz- Gymnasium schon lange. Jetzt ist die Schule dabei, den nächsten Schritt bei der Förderung des Nachwuchsleistungsports in der Region zu gehen.
Von Lena Hausherr können sich die Fünft- bis Achtklässler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums so einiges abschauen. Die 20-Jährige gehört beim Handball-Bundesligisten BSV Sachsen Zwickau zu den erfolgreichsten Torschützinnen. Von daher sind es im wahrsten Sinne des Wortes erstklassige Tipps, die der Handball-Nachwuchs an der Schule regelmäßig bekommt. Denn Lena Hausherr gehört neben Co-Trainer Dietmar Schmidt und Jugendleiter René Müller zu den Stammgästen des BSV Sachsen in der Sporthalle des Zwickauer Gymnasiums.
Mit den Trainingseinheiten an der Schule für die beim BSV Sachsen und beim ZHC Grubenlampe spielenden Mädels und Jungs nehmen die Handballer eine Vorreiterrolle ein. Denn die sogenannten Sportklassen gibt es am Käthe-Kollwitz-Gymnasium seit mehr als zehn Jahren. "Es ist Tradition, dass wir versuchen, optimale Bedingungen zu bieten, um parallel zur Schule den Nachwuchsleistungssport zu begleiten", sagt Schulleiter Ralf Ballmann.
Bisher sah das so aus, dass die Sportklassen einmal in der Woche unter Anleitung der Lehrer eine zusätzliche 90-minütige Trainingseinheit absolvierten. Um diese Zeit noch effektiver zu nutzen, wurde im vergangenen Jahr der Weg in Richtung sportartspezifischer Einheiten eingeschlagen. Das heißt aktuell ganz konkret, dass es kleinere Gruppen gibt, die Handball oder Fußball spielen beziehungsweise turnen. Das Training an der Schule läuft in der Regel unter der gemeinsamen Anleitung von Lehrern oder von Trainern der beteiligten Vereine.
Das Käthe-Kollwitz-Gymnasium hat dafür Kooperationsverträge mit dem FSV Zwickau und dem BSV Sachsen Zwickau abgeschlossen, pflegt eine gute Zusammenarbeit mit dem ESV Lok Zwickau und hat weitere Vereine bei einer Beratung über die Pläne informiert. "Die Resonanz war sehr gut", sagt Jana Preussler, die als Fachschaftsleiterin Sport den Hut für das Projekt auf hat.
Aus ihrer Sicht profitieren auch Einzelsportler. So wird an der Schule das Kraft- und Athletiktraining von Wasserballern, Boxern, Eishockeyspielern oder Schwimmern übernommen, damit sich die Sportler in ihren Vereinen auf ihre jeweiligen Disziplinen konzentrieren können. "Im Optimalfall geben die Trainer den Schülern entsprechende Aufgaben oder Trainingspläne mit", sagt Jana Preussler. "Es geht darum, ein- oder mehrfach Training an der Schule anzubieten und so den organisatorischen Aufwand zu minimieren, der sonst allein durch die Fahrten zu den Sportstätten nötig wäre", erklärt Ralf Ballmann.
Für den Schulleiter ist das nur ein Zwischenschritt auf dem Weg, um in einigen Jahren als Gymnasium mit sportlicher Vertiefung anerkannt zu werden. Als Konkurrenz zu den sächsischen Sportschulen sehen sich die Zwickauer deshalb künftig aber nicht. "Den Top-Talenten steht der Weg natürlich jederzeit offen. Wir wollen niemandem das Wasser abgraben, sondern sehen es sogar als Unterstützung für die Sportschulen, was den unteren Altersbereich betrifft", argumentiert Jana Preussler.
Grundsätzlich gehe es darum, dass dem Sport generell keine talentierten Jugendlichen verloren gehen. "Ich kenne viele Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder so früh auf ein Internat nach Leipzig oder Dresden müssen. Und es gibt viele Schüler, die den Sport im Zweifel erstmal hinten anstellen, wenn es näher an die Abiturprüfungen rangeht", erklärt der Schulleiter. Von daher sieht er im eingeschlagenen Weg des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums eine Chance, Nachwuchsleistungssport und gymnasiale Bildung so gut wie möglich in der Region unter einen Hut zu bekommen.