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Der Handballverein kämpft seit Jahren für den Bau des Ballsportzentrums Neuplanitz, um bessere Bedingungen zu haben. Langsam läuft die Zeit davon. Was ohne neue Halle im Extremfall passieren kann, sieht man beim Topklub in Bietigheim.

Zwickau. Es war eine Meldung, die vor wenigen Tagen in der deutschen Frauenhandball-Szene für Aufmerksamkeit sorgte: Mit der SG BBM Bietigheim fehlt das erfolgreichste Team der vergangenen Jahre ab der Saison 2024/25 in der 1. Bundesliga. Doch leichter wird es für die Konkurrenz nicht, denn die hinter der Mannschaft stehende GmbH zieht nur um.

Weil in Bietigheim mittelfristig keine bundesligataugliche Halle zur Verfügung steht, wechselt das komplette Team nach Ludwigsburg und läuft künftig für den dortigen HB auf. Es ist eine Entwicklung, die den Plänen der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) geschuldet ist. Die hatte vor längerem beschlossen, dass ab der Saison 2025/26 alle Bundesligisten über Spielhallen verfügen müssen, die zwei Längstribünen haben.

BSV Sachsen Zwickau würde umziehen, ehe der Zwangsabstieg droht

Was sich in Bietigheim jetzt am Saisonende bereits vollzieht, könnte irgendwann auch beim BSV Sachsen Zwickau passieren. "Die 1. Liga ist uns wichtiger als der Spielort", sagt Präsidentin Sylvia Wössner zu der bereits jahrelangen Debatte um eine neue Sporthalle in Zwickau, die auch den Anforderungen der Handballerinnen genügen würde.

Dass Wössner und ihre Mitstreiter die Rückendeckung des Vereins haben, wurde am Mittwochabend deutlich. Da wurde die 55-Jährige gemeinsam mit Schatzmeister Detlev Kaiser und Jacek Wasilewski für weitere fünf Jahre an der Spitze des BSV bestätigt. Von ihren beiden Präsidiumskollegen bekommt Sylvia Wössner volle Unterstützung für ihre Aussage. Detlev Kaiser, der bereits seit 1997 als Schatzmeister beim BSV Verantwortung trägt, formuliert es ähnlich klar: "Bevor wir zwangsabsteigen müssen, suchen wir uns eine neue Halle."

Verhandlungen über Nutzung der Stadthalle laufen

Noch scheint dieses Schreckensszenario weit weg. Zwar verzögert sich der Bau des geplanten Ballsportzentrums in Neuplanitz seit vielen Jahren, um den Verein aber in Zwickau zu halten, will die Stadt den Umzug in die Stadthalle unterstützen. Über konkrete Rahmenbedingungen verhandeln Verein und Kommune derzeit. "Es muss eine Struktur gefunden werden, wie das alles funktioniert. Denn eine neue Sporthalle wird es sicherlich vor 2027/2028 nicht geben.

"Die Stadt hat erneut Fördermittel beantragt und hofft auf eine Berücksichtigung im nächsten Jahr", sagt Sylvia Wössner, die vor fünf Jahren das Präsidentenamt bei den Handballerinnen übernahm und ebenso wie Detlev Kaiser und Jacek Wasilewski jetzt nicht ohne Hallenneubau aufgeben wollte. "Das Thema beschäftigt mich seit über zehn Jahren. Immer wieder kam eine Krise, die es verhindert hat", weiß der Schatzmeister, der hofft, in seiner nächsten Amtszeit vielleicht endlich einen Haken daran machen zu können.

Handballerinnen sind nicht die einzigen Nutzer

Den Hallenneubau sieht das BSV-Präsidium mittlerweile nicht mehr nur aus sportlicher Perspektive als entscheidend an. Die Spiele wären heute immer mehr auch ein Event abseits des Parketts. "In Neuplanitz geht da eigentlich nichts. Das haben wir im März gesehen, als wir das Spiel in Chemnitz ausgetragen haben. In moderneren Hallen ist einfach mehr Platz, um Sponsoren und Partner einzubeziehen", sagt Sylvia Wössner.

Dass der BSV Sachsen für diese in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen hat, liegt vor allem auch am sportlichen Erfolg. Die erste Mannschaft in der 1. Bundesliga und die zweite Mannschaft in der 3. Liga - das können nicht viele Handballvereine vorweisen. "Alleine diese Tatsache bringt uns unheimlich Reputation. Und wir sind damit auch das Zugpferd für eine neue Halle. Aber am Ende brauchen nicht nur wie sie. Auch die Rollstuhlbasketballer, der ZHC und die gesamte Sportlandschaft der Stadt braucht sie", betont Jacek Wasilewski.

Erschienen am 30.11.2023 von Anika Zimny (www.freiepresse.de)