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Foto: Marko Unger

Freie Presse – erschienen am 08.12.2020 – von Anika Heber

Norman Rentsch vom BSV Sachsen Zwickau:  Darum will er die Stadtratsfraktionen in die Sporthalle einladen

Freie Presse: Herr Rentsch, bevor wir zum Sportlichen kommen: Eigentlich sollte der BSV ab nächster Saison im neuen Ballsportzentrum spielen. Für das ist bisher nicht einmal der Spatenstich erfolgt. Von Seiten der Stadt gab es im Oktober die Aussage, dass noch nicht klar ist, ob die erhofften Fördermittel 2021 fließen. Wie sehr beschäftigen Sie die Verzögerungen?

Norman Rentsch: Wir als Verein verfolgen das Thema intensiv und bekommen auch aus der Stadtverwaltung Informationen, wie sich die Sache entwickelt. Die finanzielle Lage wird angesichts von Corona nicht besser. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Hallenzeiten gleichbleibend hoch. Ich finde es schon grenzwertig, wenn eine Spielerin aus der B-Jugend nach dem Training unter der Woche erst um 21.30 oder 22 Uhr zu Hause ist. Mit der neuen Halle verbessern sich aber nicht nur für uns die Bedingungen. Vom Bau könnten 24 Mannschaften und Sportgruppen sowie drei Schulen profitieren.

Neben dem Training wird es für den BSV irgendwann auch eng, dass der Verband die alte Sporthalle Neuplanitz als Spielstätte zulässt. Wann muss die neue Halle stehen?

Soweit ich weiß, ist ab der Saison 2024/25 in der 1. Bundesliga vorgeschrieben, dass Zuschauer auf beiden Seiten des Spielfeldes sitzen können. Unser Ziel ist es ja, mittelfristig ins Oberhaus aufzusteigen. Sofern die Halle bis dahin nicht steht, müssten wir also in andere Städte ausweichen. Das wollen wir nicht, denn unsere sportlichen Wurzeln sind in Zwickau. Die Stadt bezeichnet sich gern als Sportstadt. Wir waren als Verein sehr lange ruhig und haben die Situation akzeptiert. Jetzt muss sich endlich etwas tun. Wir wollen daher demnächst alle Fraktionen des Stadtrates einladen, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. Da kann sich jeder dann fragen, ob er seine Kinder oder Enkel in Zeiten erhöhter Hygiene-Maßstäbe guten Gewissens zum Training in die Halle schicken würde.

Sie haben bei Ihrem Amtsantritt gesagt, dass der Aufstieg das Ziel sein muss. Nach Platz 3 in der Vorsaison ist der BSV aktuell erneut Dritter mit nur einem Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz. Der Mannschaft fehlte wie zuletzt gegen Bremen oft aber die Leichtigkeit. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Nachdem wir in der Vorsaison das Überraschungsteam waren und ein bisschen wie Phoenix aus der Asche kamen, erwartet jetzt jeder mehr von uns. Auch wir selbst. Wir schaffen es derzeit aber noch nicht, über 60 Minuten eine konstante Leistung abzurufen. Das war schon gegen Harrislee so. Trotzdem hatte ich vor der Partie gegen Bremen gedacht, dass wir jetzt in einen Lauf kommen. Wir waren in dem Spiel jedoch nicht komplett fokussiert und haben dafür die Quittung bekommen.

Bis zur Partie am 3. Januar in Nürtingen sind fast vier Wochen Zeit. Woran wird im Training bis dahin verstärkt gearbeitet?

In dieser und der nächsten Woche legen wir natürlich den Fokus noch einmal auf die athletischen Grundlagen. Wir sind da schon gut aufgestellt. Allerdings warten von Januar bis März zwölf Spieltage hintereinander. Das wird für alle anstrengend. Gleichzeitig müssen wir im Training auch einen guten Kompromiss finden, um uns im spielerischen Bereich zu verbessern. Durch die Verpflichtung von Pia Adams ist unser Innenblock gut verstärkt und die Abwehr strahlt eine gewisse Sicherheit aus. Auf der Torhüterposition war das speziell bei der Niederlage in Solingen und gegen Bremen leider nicht ganz so.

Was hat Ihnen da nicht gefallen?

Ich hatte beide Male vor den Rückraumschützinnen gewarnt. Deshalb war es letztlich enttäuschend, dass die gestellten Anforderungen nicht umgesetzt wurden. Ich bin damit aktuell nicht so zufrieden. Die beiden Mädels müssen mehr investieren und sich ihrer Verantwortung bewusst werden.

Die Corona-Zahlen sind trotz Teil-Lockdown weiter sehr hoch. Wird sich bei den BSV-Spielen neben dem Zuschauerausschluss noch mehr verändern im neuen Jahr?

Ab Januar werden alle Teams 24 Stunden vor einer Partie getestet. Wir beim BSV machen das in Kooperation mit hiesigen Apotheken und dank der Unterstützung von Krankenschwestern sowie Ärzten mit Anti-Gen-Schnelltests. Ich finde das Vorgehen der Liga in Ordnung, gerade bei den aktuell sehr hohen Zahlen. Ich hoffe einfach, dass wir die Saison zu Ende spielen können. Ein Abbruch wie im Frühjahr wäre für alle deprimierend.

Kann es sich der BSV denn wirtschaftlich leisten, bis Saisonende möglicherweise ohne Zuschauer zu spielen?

Das ist möglich und auf jeden Fall die bessere Variante, als gar nicht zu spielen. Die fehlenden Einnahmen reißen natürlich eine Lücke. Dank der Unterstützung beim Livestream und unserer Sponsoren können wir die Verluste pro Spieltag ein wenig kompensieren. Wir müssen schauen, wie wir das am Saisonende auffangen. Bisher halten uns die Sponsoren die Treue. Gerade mit denen aus dem Gastronomiebereich haben wir auch gesprochen, wie es aussieht. Es ist in dieser Situation wichtig, dass wir alle sehr sozial miteinander umgehen. Wir wollen als Verein im Dezember auch ein bisschen was tun, uns zeigen und helfen. (aheb)