Erschienen am 29.12.2021 in der Freien Presse von Torsten Ewers
Die Handballerinnen haben gegen Buchholz-Rosengarten ihren zweiten Saisonsieg in der Bundesliga gefeiert. Die Matchwinnerin hatte zum Schluss das Glück der Tüchtigen auf ihrer Seite.
Was für ein Drama in letzter Sekunde. Beim Stand von 25:24 für den BSV Sachsen Zwickau geht es in der heimischen Sporthalle Neuplanitz um Sieg oder Remis. Der finale Angriff in dem Bundesligaspiel gehört den Handballerinnen der SG Buchholz-Rosengarten. Antonia Pieszkalla wirft und BSV-Torhüterin Nele Kurzke lenkt den Ball an den Pfosten. Das Spiel ist aus. Zwickau fährt den zweiten Saisonsieg ein und überholt den Gegner aus der Nähe von Hamburg in der Tabelle. Die Rote Laterne ist erstmal abgegeben. Pieszkalla liegt am Boden, während Kurzke in der Jubeltraube der Zwickauerinnen verschwindet. Nur Zentimeter haben gefehlt, und statt Euphorie hätte Ernüchterung geherrscht. Oder, um es mit den Worten der 31-Jährigen Torhüterin auszudrücken: "Das wäre ganz schön scheiße gewesen. Doch in der Situation war der Handball-Gott auf unserer Seite."
Es war das Glück der Tüchtigen, das Zwickau in dieser Situation hold war. Und Nele Kurzke hatte es sich mehr als verdient. Sie zeigte zahlreiche Paraden. Bei den sechs gegen den BSV verhängten Siebenmetern trieb sie die Gäste zur Verzweiflung. Drei verschiedene Werferinnen traten an, lediglich zweimal konnten sie den Ball an der 1,87 Meter großen Lehrerin vorbeibringen. Auf der Gegenseite verwandelte Pia Adams alle ihrer fünf Versuche. Die Nervenstärke von der Linie ließ die eiskalten Zwickauerinnen am Ende den Sieg einfahren. Extra geübt wurden die Strafwürfe in der Trainingswoche jedoch nicht, so Kurzke.
"Das Glück habe nicht nur ich mir erarbeitet, sondern die ganze Mannschaft. Immerhin haben wir fast die ganze Zeit geführt", sagt die 31-Jährige. Gleich zu Beginn legte Diana Dögg Magnusdottir mit dem ersten Tor für die Gastgeberinnen vor. Bis zur Pause liefen die Handball-Luchse aus Buchholz-Rosengarten dem Rückstand hinterher. Mitte des ersten Durchgangs bauten die Zwickauerinnen ihre Führung sogar auf vier Treffer aus. Die Taktik der Gäste, bei eigener Unterzahl die Torhüterin gegen eine zusätzliche Feldspielerin zu tauschen, ging nach hinten los. Doch Buchholz-Rosengarten nutzte im Anschluss mehrere Zeitstrafen gegen den BSV aus, um zumindest in Schlagdistanz zu bleiben. Mit einem 12:11 für Zwickau ging es in die Halbzeitpause.
Waren die Gäste in Durchgang eins "nur" dicht, dran, konnten sie in Hälfte zwei in der 40. Minute mit dem Treffer zum 17:16 erstmals in Führung gehen. Doch die Westsächsinnen bestätigten die Worte ihres Trainers Norman Rentsch vor diesem wichtigen Spiel. "Wenn es darauf ankommt, zeigen wir unsere Leistung", sagte er. In den kritischen Situationen - auch in Unterzahl - behielt der BSV dann auch die Oberhand und setzte sich zehn Minuten vor dem Ende mit einem Siebenmeter von Pia Adams mit 23:20 ab. Zwar schmolz der Vorsprung noch einmal dahin, doch in der letzten Sekunde, als es darauf ankam, zeigte Nele Kurzke nochmals ihr ganzes Können und hielt den Sieg fest.
Spiel-Statistik:
BSV Zwickau: Zenner, Kurzke, Szott; Wick (3), Rösike, Magnusdottir (3), Adams (6/5), Fege, Stojkovska (3), Choinowski (1), Pester (3), Hrvatin, Frankova, Ertl (6)
Rosengarten: Vogel, Ludwig; Cronstedt (4), Schulz, Nielsen (3), Kadenbach (3), Harms, Lamp (8/1), Berndt, Pieszkalla (1), Geist, Axmann (2), Meisner, Hauf (3), Böhmker, Moikova
Zeitstrafen: BSV: 6 Rosengarten: 5
Strafwürfe: BSV 5 / 5 Rosengarten: 6 / 2
Schiedsrichter: Julian Fedtke, Niels Wienrich Kampfgericht: Antje Pflug, Julia Krauße