BSV Frauen-starkes Team / Foto: M.Unger

Freie Presse - erschienen am 22.03.2021 von Monty Gräßler

Die Zwickauer Handballerinnen sind in der 2. Liga weiter auf Aufstiegskurs. Das 30:22 am Samstag bei der SG Kirchhof war ihr achter Sieg in Folge. Eine Auflistung mit den wichtigsten Ursachen für den anhaltenden Höhenflug.

Die Abwehrarbeit: Die 12:3-Führung nach 22 Minuten war für den BSV am Samstag bereits mehr als die halbe Miete. "Nur drei Gegentore bis dahin zeigen, dass unser Plan sehr, sehr gut funktioniert an. Wir wollten Kirchhof von Beginn an in eine schwierige Situation bringen", sagt Trainer Norman Rentsch. Tatsächlich kamen die Gastgeberinnen gegen die aggressive Deckung, in der erneut Pia Adams und Alisa Pester im Mittelblock den Takt vorgaben, kaum zum Zuge. Kirchhof gelang zwischen der 10. und der 23. Minute kein einziges Tor. Zwickau dagegen traf in dieser Zeit fünfmal und zog letztlich uneinholbar davon. Ganz stark präsentierte sich erneut Tor-hüterin Ela Szott. Sie krönte in der 39. Minute ihre Leistung mit einem nicht alltäglichen Kunststück, als sie zwei Siebenmeter innerhalb von 25 Sekunden hielt. Mit 467 Gegentoren stellt der BSV Sachsen die beste Abwehr der Liga, die zugleich Basis für viele Tempo-Gegenstöße ist.

Die Breite des Kaders: Die Torschützenliste der 2. Bundesliga ist so ziemlich die einzige Statistik, die der BSV Sachsen nicht anführt. Es ist sogar so, dass keine Zwickauerin unter den Top 15 aufgelistet wird. Dass die Mannschaft trotzdem die meisten Tore in der Liga (582) auf dem Konto hat, spricht für die Ausgeglichenheit des Kaders. Da der BSV im Rückraum mit ganz unterschiedlichen Typen von Spielerinnen besetzt ist, stets auch große Torgefahr über beide Außenpositionen ausstrahlt und auch das Spiel über den Kreis drauf hat, ist er für jeden Gegner schwer auszurechnen. Alle Positionen sind doppelt gut besetzt. Das zeigte sich auch am Samstag wieder: Da verteilten sich zum einen die 30 Tore auf zehn Spielerinnen. Zum anderen schwang sich an Stelle von Simona Stojkovska, die vorige Woche noch am erfolgreichsten war (7 Treffer) und gegen Kirchhof aufgrund von Verpflichtungen in der nordmazedonischen Auswahl fehlte, diesmal Petra Nagy mit sechs Toren zur treffsichersten Spielerin beim BSV auf.

Die Mentalität: Nach dem achten Sieg in Folge soll es auf der Rückreise der Zwickauerinnen am Samstagabend im Bus erstaunlich ruhig geblieben sein. Das passt zum aktuellen Eindruck, dass die Mannschaft sehr fokussiert und sehr konzentriert zu Werke geht, um auch am Ende der Saison auf dem Spitzenplatz zu stehen. Damit ist das Team nicht nur sportlich einen großen Schritt vorangekommen, sondern präsentiert sich auch mental sehr gefestigt. Denn es ist noch gar nicht lange her, da wurde schon mal die Anfangsphase verschlafen oder ließen sich die BSV-Mädels von einer Schwächephase aus dem Konzept bringen. Nicht selten kostete das Punkte. Umso überzeugender waren die Anfangsphasen der beiden jüngsten Auswärtsspiele. Und als Kirchhof am Samstag nach der Pause drei Tore in Folge erzielte, brauchte Zwickau keine zwei Minuten, um den alten Abstand wieder herzustellen...

Das Trainer-Duo: Aus einem wackeligen Abstiegskandidaten hat Norman Rentsch in nur zwei Jahren einen ambitionierten Aufstiegsanwärter geformt. Neben gezielten Verstärkungen, bei denen der eigene Nachwuchs stets im Blick behalten wird, gehört sicher auch die Verpflichtung von Dietmar Schmidt als Co-Trainer dazu. Die beiden sportlich Verantwortlichen scheinen sich sehr gut zu ergänzen. Während der Cheftrainer an der Seitenlinie oft emotional mitgeht und sich am Samstag trotz klarer Führung in der Endphase noch eine Verwarnung abholte, gibt sein Assistent eher den ruhigen Part. Der Olympiasieger von 1980 nimmt sich immer wieder die Spielerinnen für individuelle Hinweise zur Seite. Was beide Trainer verbindet, ist der Anspruch, die Mannschaft unabhängig von Resultaten weiterentwickeln zu wollen. "Wir müssen darüber reden, warum es in der zweiten Halbzeit oft zu einem kleinen Bruch in unserem Spiel kommt", kündigte Norman Rentsch nach dem Kirchhof-Spiel an. Zudem will er in dieser Woche Angriffsvarianten gegen eine 5:1-Abwehr trainieren lassen. Da offenbarte sein Team am Samstag noch Potenzial.

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